Friday, October 25. 2024
Aufgabe
Man sollte sich immer finden,
An den abgelegensten Orten sogar,
Wo die Erinnerungen anderer
Die eigenen kreuzen.
Kein Licht im Dunkel, das wäre
Kitschig.
Nur die erhellend Wirklichkeit
Beider Tage,
Die des einen und die der anderen.
Dein Glück im Sinn des Worts.
Sein Leben, ihr Leben, für dich.
Man sollte sich immer finden
Beim Lesen.
25.09.24
Für Julia
An den abgelegensten Orten sogar,
Wo die Erinnerungen anderer
Die eigenen kreuzen.
Kein Licht im Dunkel, das wäre
Kitschig.
Nur die erhellend Wirklichkeit
Beider Tage,
Die des einen und die der anderen.
Dein Glück im Sinn des Worts.
Sein Leben, ihr Leben, für dich.
Man sollte sich immer finden
Beim Lesen.
25.09.24
Für Julia
Saturday, September 14. 2024
Unvorstellbar
Sehr empathisch ist schwer, altruistisch ist armselig, so oder so ähnlich impft mich meine Psychologin regelmäßig. Die Probleme anderer Menschen sind nicht naturgemäß meine, ich bin Zuschauerin meiner Gefühle. Ich kann mich abgrenzen. Wir stellen uns Situationen!
Wie neulich im Freibad, geheiztes Wasser, aber 8 Grad Lufttemperatur. Als wir dort ankamen, stand ein älterer Mann, in ein Handtuch gewickelt, leicht zitternd an der Kasse und erklärte, dass sein Spindschlüssel weg sei. Das Band, ein dunkelblaues Geflecht, saß noch vorschriftsgemäß an seinem Handgelenk. Die Kassenfrau hatte wohl selbst keinen Generalschlüssel, denn sie griff sofort zum Telefon. Sie forderte den Mann auf, noch mal nachzuschauen, wo der Schlüssel vielleicht liegen könne, er solle die Orte absuchen, an denen er gewesen war. Zögerlich, da bereits etwas verzweifelt, machte der Mann sich auf den Weg Richtung Schwimmbecken.
Bei mir kickte inzwischen die Hilfsautomatik ein. Ich war schon innerlich auf dem Sprung: Wo waren Sie denn? Vielleicht kann ich suchen helfen? Da erklang die Stimme von Ali (so nenne ich meine Psychologin, eigentlich heißt sie Alexandra). Nicht jedes Problem anderer Menschen ist das Ihre. Seien Sie Zuschauerin Ihrer Gefühle. Die ganze Dosis, und sie wirkte. Mein Innerstes schüttelte sich wie ein nasses Hundemädchen und ich lief zu einem Spind, um mich schwimmfertig zu machen. Das gelang mir rasch, da ich den Badeanzug in der Regel bereits unterziehe.
Das Wasser dampfte, als ich, kurz kalt abgeduscht, zum Becken kam. Kaum jemand war zu sehen, es war noch früh und nicht viele hatten ihr Bett für ein paar Bahnen hier verlassen. Sie wussten eindeutig nicht, was ihnen entging.
Ich setzte die Schwimmbrille auf und stürzte mich hinein in das genau richtig temperierte Nass. Wenn ich die Wasseroberfläche von zwei Seiten betrachten kann, wenn, wie jetzt, die letzte Septembersonne ein paar ihrer Lichtkringel auf den Beckenboden malt, wenn das Wasser mich vollkommen umgibt, dann bin ich in meinem Element. Dabei bin ich durchaus kein Profi, ich schwimme wie ein Frosch, abwechselnd über und unter Wasser, daher die Schwimmbrille. Nur so kann ich auch die beschriebenen Eindrücke mitnehmen.
Ich hatte gerade erst ein paar Schwimmzüge getan, am Boden den Beckens nach Sonnenkringel spähend, da sah ich ihn, er blinkte nicht einmal und stach mir dennoch ins Auge. Da lag der verflixte Schlüssel! Was blieb mir übrig, ich tauchte. Zurück am Beckenrand winkte ich einen der türkisbekleideten Bademeister heran und übergab ihm das Fundstück. Er bedankte sich überschwänglich, wusste offenbar von dem Mann in Schlüsselnot.
Ich sprang zurück ins Wasser und sinnierte über die Ironie des Schicksals, und was Ali wohl davon halten würde.
Wie neulich im Freibad, geheiztes Wasser, aber 8 Grad Lufttemperatur. Als wir dort ankamen, stand ein älterer Mann, in ein Handtuch gewickelt, leicht zitternd an der Kasse und erklärte, dass sein Spindschlüssel weg sei. Das Band, ein dunkelblaues Geflecht, saß noch vorschriftsgemäß an seinem Handgelenk. Die Kassenfrau hatte wohl selbst keinen Generalschlüssel, denn sie griff sofort zum Telefon. Sie forderte den Mann auf, noch mal nachzuschauen, wo der Schlüssel vielleicht liegen könne, er solle die Orte absuchen, an denen er gewesen war. Zögerlich, da bereits etwas verzweifelt, machte der Mann sich auf den Weg Richtung Schwimmbecken.
Bei mir kickte inzwischen die Hilfsautomatik ein. Ich war schon innerlich auf dem Sprung: Wo waren Sie denn? Vielleicht kann ich suchen helfen? Da erklang die Stimme von Ali (so nenne ich meine Psychologin, eigentlich heißt sie Alexandra). Nicht jedes Problem anderer Menschen ist das Ihre. Seien Sie Zuschauerin Ihrer Gefühle. Die ganze Dosis, und sie wirkte. Mein Innerstes schüttelte sich wie ein nasses Hundemädchen und ich lief zu einem Spind, um mich schwimmfertig zu machen. Das gelang mir rasch, da ich den Badeanzug in der Regel bereits unterziehe.
Das Wasser dampfte, als ich, kurz kalt abgeduscht, zum Becken kam. Kaum jemand war zu sehen, es war noch früh und nicht viele hatten ihr Bett für ein paar Bahnen hier verlassen. Sie wussten eindeutig nicht, was ihnen entging.
Ich setzte die Schwimmbrille auf und stürzte mich hinein in das genau richtig temperierte Nass. Wenn ich die Wasseroberfläche von zwei Seiten betrachten kann, wenn, wie jetzt, die letzte Septembersonne ein paar ihrer Lichtkringel auf den Beckenboden malt, wenn das Wasser mich vollkommen umgibt, dann bin ich in meinem Element. Dabei bin ich durchaus kein Profi, ich schwimme wie ein Frosch, abwechselnd über und unter Wasser, daher die Schwimmbrille. Nur so kann ich auch die beschriebenen Eindrücke mitnehmen.
Ich hatte gerade erst ein paar Schwimmzüge getan, am Boden den Beckens nach Sonnenkringel spähend, da sah ich ihn, er blinkte nicht einmal und stach mir dennoch ins Auge. Da lag der verflixte Schlüssel! Was blieb mir übrig, ich tauchte. Zurück am Beckenrand winkte ich einen der türkisbekleideten Bademeister heran und übergab ihm das Fundstück. Er bedankte sich überschwänglich, wusste offenbar von dem Mann in Schlüsselnot.
Ich sprang zurück ins Wasser und sinnierte über die Ironie des Schicksals, und was Ali wohl davon halten würde.
Sunday, September 1. 2024
Rot und schwarz ergibt braun
Wednesday, July 10. 2024
Beschworen
Oder: Wie, wann und weshalb, ach, und wo vielleicht noch
Wenn ich beim Schreiben, statt zu schreiben, vor mich hin schaue, weil ich über etwas nachsinne, was ich gerade Interessantes online gelesen habe, und eine sehr kleine Fliege sich genau dann auf meine Tastatur setzt, wenn ich wieder zu schreiben beginnen will, und mich durch ihre bloße Existenz daran hindert, das zu tun, was ich möchte, gerate ich in einen Konflikt, weil ich plötzlich den Gedanken nicht loslassen kann, dass diese Fliege, dieses winzige Leben, das Recht auf letzteres hat, nicht nur, weil sie vielleicht die Reinkarnation des Autors ist, dessen uralte Schreibe gerade wenige Minuten zuvor mein Interesse geweckt hat, sodass ich intensiv über die seinen Geist erfüllenden Inhalte nachgedacht habe. Der Konflikt wiederum ist nicht etwa dergestalt, dass ich die Fliege verscheuchen oder gar töten möchte, es ist vielmehr ein Staunen darüber, welche Vielfalt ihre Miniaturflügel repräsentieren, weshalb ich plötzlich der Meinung bin, dass alles, was ich je in diese Tatstatur, die hier vor mir liegt, hineinhämmern könnte, niemals von solcher Bedeutung sein könnte und zugleich vollkommen bedeutungslos im Weltgeschehen wie diese Fliege, sodass ich am Ende nichts mehr zu schreiben weiß.
Wenn ich beim Schreiben, statt zu schreiben, vor mich hin schaue, weil ich über etwas nachsinne, was ich gerade Interessantes online gelesen habe, und eine sehr kleine Fliege sich genau dann auf meine Tastatur setzt, wenn ich wieder zu schreiben beginnen will, und mich durch ihre bloße Existenz daran hindert, das zu tun, was ich möchte, gerate ich in einen Konflikt, weil ich plötzlich den Gedanken nicht loslassen kann, dass diese Fliege, dieses winzige Leben, das Recht auf letzteres hat, nicht nur, weil sie vielleicht die Reinkarnation des Autors ist, dessen uralte Schreibe gerade wenige Minuten zuvor mein Interesse geweckt hat, sodass ich intensiv über die seinen Geist erfüllenden Inhalte nachgedacht habe. Der Konflikt wiederum ist nicht etwa dergestalt, dass ich die Fliege verscheuchen oder gar töten möchte, es ist vielmehr ein Staunen darüber, welche Vielfalt ihre Miniaturflügel repräsentieren, weshalb ich plötzlich der Meinung bin, dass alles, was ich je in diese Tatstatur, die hier vor mir liegt, hineinhämmern könnte, niemals von solcher Bedeutung sein könnte und zugleich vollkommen bedeutungslos im Weltgeschehen wie diese Fliege, sodass ich am Ende nichts mehr zu schreiben weiß.
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